Sonntag, 2. September 2012

Album-Vorstellung: Cat Power "Sun"

Es war im Jahr 2008, als das letzte Album "Jukebox" der amerikanischen Sängerin Chan Marshall alias Cat Power erschien. Nun meldet sich die vielleicht beste Songwriterin der Neuzeit, mit ihrem aktuellen Album "Sun" zurück. Die Tage des Verdrusses, der Depressionen und Dunkelheit liegen endgültig hinter ihr. Zu Zeiten ihrer Platte "The Greatest" war Chan Marshall am Boden. Die Melancholie, die ihren Songs beiwohnte, kam nicht von ungefähr. Alkohol, Drogen und psychische Probleme begleiteten das Kind zweier Hippies und machten aus ihr ein Symbol an genialer Traurigkeit. Heute, ganze sechs Jahre später, steht Chan Marshall jedoch wieder fest im Leben. Auch die letzten Schatten, dieser für sie prägenden Ereignisse, sind verschwunden und wie Phönix aus der Asche schwingt sich Cat Power auf, um mit originellen Songs den musikalischen Himmel erneut zu erobern.

"Sun" strahlt mit jeder einzelnen Note wie Gold und blendet den Hörer mit seiner Schönheit. Cat Power hat es geschafft, die für sie typischen Folk-, Blues und Alternative-Country-Klänge zu revolutionieren. Sie mischten ihnen eine neue Komponente hinzu: ElectroFunk.
Fulminant beginnt die neue Platte mit "Cherokee", das jüngst schon durch seinen Nicolas Jaar Remix von sich reden machte. Seinem Namen entsprechend, ist dem Song eine gewisse Spiritualität nicht abzusprechen, was nicht zuletzt auch an einem gut platzierten Falkenschrei in der Bridge liegt. Der zweite Track "Sun" startet, eher untypisch für einen Cat Power Song, mit fast an die Band Kosheen erinnernden Beats. Synthies glühen vor sich hin und heizen die Luft so sehr auf, dass erst Chan Marshalls markante Stimme für Abkühlung sorgen kann. "Ruin" wiederum, das als Vorbote des neuen Albums fungierte, bringt eine latein-amerikanische Attitüde mit sich. Verzerrte Vocals motzen den Blues in "3,6,9" ordentlich auf. Sie verleihen dem Song eine fröhliche Stimmung, wo hingegen "Always On My Own" wie ein Echo aus vergangenen Tagen klingt und ein Stück Düsternis aufziehen lässt. Diese Stimmung hält sich auch bei "Real Life" und "Human Being", den beiden folgenden Tracks. Dabei jedoch mit energischerem Unterton und gut platzierten Electro-Sounds. "Manhattan" erinnert dagegen fast an Songs wie "He War" oder "I Don't Blame You" vom Album "You Are Free" und mit "Silent Hill" lässt Frau Marshall kurz den Rock'n'Roll aufleben. Damit huldigt sie indirekt einmal mehr ihrem Idol, Altmeister Bob Dylan. Der zehnminütige Track "Nothin But Time", in Kooperation mit Iggy Pop, avanciert zu einer Spielerei zwischen Psychedelic Music und Welt-Hymne, bevor mit "Peace and Love" die neue LP endet. Nicht ganz so hippiesk, wie man es vielleicht vermuten mag. Dafür noch einmal mit einem gehörigen "Bumms". 
Man kann sich vor dieser Platte nur verneigen. Cat Power hat ein Experiment gewagt, das durch ihre Reife und Lebensweisheit nur gelingen konnte. Diese Frau verliert sich nicht in den Stilelementen, die die elektronische Musik zu bieten hat, sondern sucht sich gezielt jene aus, die ihr Talent punktuell unterstreichen.

SUN Vinyl (Special Edition)
Nun noch ein Wort zu der Special Edition der "Sun"-Vinyl. Natürlich ist die Optik bei einem Medium wie Musik nicht vordergründig und dennoch haben die Macher der LP, sich absolut ins Zeug geschmissen, um die Inhalte der Platte auch visuell zu unterstreichen. Wunderschön aufgemacht, glänzen goldene Buchstaben auf schwarzem Karton. Hieroglyphen und alte Runen zieren die Hüllen der durchsichtigen Scheiben und verdeutlichen, dass bei den einzelnen Tracks oft Neu auf Alt trifft und sich zu einer Symbiose vereint, die funktionieren kann. Zudem ist der Special Edition eine 7-Inch beigefügt, auf der sich zwei weitere Songs befinden. Bei "Back In The Days (For Christopher Wallace)" handelt es sich um eine gefühlvolle Cover-Version des gleichnamigen HipHop-Tracks des ermorderten Rappers Notorious B.I.G. und "Fire" versprüht kleine Funken, die direkt ins Herz des Hörers vordringen, um dieses zu entflammen... unglaublich!

Diese umfangreichere Album-Vorstellung schließt mit einem der Tracks, die "Sun" zu dem machen, was es ist: einem absolutem Glanzstück. Hier kommt "Cherokee":

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