Sonntag, 21. Oktober 2012

Album-Vorstellung: Bat For Lashes "The Haunted Man"

The Haunted Man
Nathasha Khan legt ihre Kleider ab und geht auf die Jagd. Mit ihrer Beute (ein junger, ebenfalls nackter Mann) auf den Schultern, lichtet Fotograf Ryan McGinley die 33jährige, britische Sängerin für ihr neues Album-Cover ab. Bat For Lashes ist zurück. Die Frau, die uns mit mehr als nur einem Augenaufschlag seit sechs Jahren verzaubert. Zu "Fur And Gold" und "Two Suns", den beiden grandiosen bisherigen Werken, gesellt sich dieser Tage ein weiteres hinzu: "The Haunted Man". 
Spiritualität scheint eine Art Leitmotiv für das künstlerische Schaffen der halb Pakistani, halb Engländerin. Ihre eigenen Wurzeln webt sie dabei stets auf interessante Art und Weise in ihre Songs ein. Nathasha Khan setzt sich mit sich selbst, ihren Ängsten und Sehnsüchten auseinander. Scheut dabei keineswegs die Konfrontation mit negativen Gefühlen, sondern nutzt deren Kraft fürs Songwriting. Aber auch Schönheit und Gefühle des Volkommenseins schwingen in ihrer Musik mit. Für "The Haunted Man" gab sich Bat For Lashes nun erneut dem Seelenstriptease hin.

Mit "Lillies" startet die neue Platte sehr reduziert. Das Hauptaugenmerk liegt, wie so oft, auf der sehr speziellen und mit hohem Wiedererkennungswert versehenen Stimme von Nathasha Khan. Die Instrumentierung wird zum Beiwerk und dient hauptsächlich der Akzentuierung der rauen, natürlichen Songs. Als hülle man die markanten Gesänge wohlwollend ein. Der Eindruck des ungeschliffenen, aber sehr reinen Songwritings setzt sich auch bei "All Your Gold" und "Horses Of The Sun" fort. Rhythmische Trommelbeats rahmen das musikalische Geschehen. Damit setzt Frau Khan an, wo der Vorgänger "Two Suns" aufhörte. Durchbrochen wird dieser Eindruck erst vom Track "Oh Yeah". Synthielastig erinnert dieser fast an die 80er und zeigt uns eine neue Seite von Bat For Lashes. Eine weitere Tür, die aufgestoßen wurde in einem Haus voller Zimmer. Vielleicht eins der tanztauglichsten Stücke, das die überlegte Britin je geschrieben hat. "Laura" mutiert dann zur Überballade, bei der kaum ein Hörer ungerührt bleiben dürfte, so schön sind Text und Klavierspiel. Etwas düsterer und aufschürfender präsentieren sich "Winter Fields" und das Albumtitel gebende Stück "The Haunted Man". Mit "Marilyn" erhält ein weiterer Titel auf der Platte, einen Frauennamen. In einem Gewirr von Verzerrung zersplittern dabei die Vocals in tausende Teile und verlieren sich in einem Meer aus Synthesizern. Eine Spielerei, die auch in "A Wall" fortgesetzt wird und erst bei "Rest Your Head" allmählich aufgelöst wird. "Deep Sea Diver" schließt sinfonieartig die LP. Wie das letzte Licht des Tages strahlt der Song noch einmal intensiv, bevor er verglüht und es dunkel wird.
"The Haunted Man" stellt den logischen, nächsten Schritt des Gesamtwerkes von Bat For Lashes dar. Neue Elemente ergänzen das, was man an den bisherigen Alben wertschätzte. Eine wunderbare Platte, die mit einem ganz eigenen Entwurf moderner Popmusik aufwartet.

Zum Einhören kommt hier nun ein, von Bat For Lashes bei Youtube eingestellter, Album-Sampler:


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