Sonntag, 2. Dezember 2012

Album-Vorstellung: Julia Holter "Ekstasis"

Julia Holter
Die Cellistin Julia Holter studierte Musik in Los Angeles und machte sich nebenbei schnell einen Namen im amerikanischen Indie-Underground. Mit ihrem Debut "Tragedy" entwarf Holter eine Platte zwischen Klassik und Moderne. Verknüpfte darauf gekonnt altbewährte mit fast schon futuristischen Klängen. Referenzen für ihr Songwriting zu nennen, ist eine schwierige Aufgabe. Das wiederum zeigt aber auch, wie einzigartig das Werk der jungen Künstlerin ist. Am Freitag wurde nun "Ekstasis", das zweite Album im Schaffenszyklus Holters, als Neuauflage bei Domino Records veröffentlicht.

Ekstasis
Mit "Marienbad" beginnt das zehn Stück starke "Ekstasis". Plätschernd und von einem Hauch Surrealismus umschlungen, erinnert der Track teils stark an klassische Chorgesänge, die jedoch auf eine neue Charisma-Ebene gehoben wurden. Julia Holters intensiver Wille zum Experimentieren mit musikalischen Strukturen und deren Wirkungen, setzt sich auch im Anschluss bei "Our Sorrows" fort. Dieses Stück beginnt mit einer recht postmodernen Elektro-Passage mündet final dann aber in einem voluminösen, meditativen Arrangement. Ähnliches passiert später bei "Four Gardens" erneut, wenn auch auf ganz andere Manier.  "In The Same Room" erinnert mit Cembalo- und Orgel-Synthies an große EthnoPop-Nummern à la Peter Gabriel oder Enya, will dann aber doch wieder so gar nicht in diese Kategorie passen, wenn er sich seinem Ende entgegen neigt. Holter spielt auf "Ekstasis" mit unseren Assoziationen, Gedanken und Gefühlen. Beschwört diese herauf, damit sie sich dann im nächsten Moment völlig neu ordnen müssen. Es entstehen Fusionen aus Erinnerung und Zukunft. Dieser Eindruck manifestiert sich auch beim kreationistisch wirkenden "Boy In The Moon". "Für Felix" geisterte schon eine Weile durch das Internet und hat nun auf "Ekstasis" seine Heimat gefunden. "Godess Eyes II" bildet eine Neuinterpretation von "Godess Eyes I",das bereits auf "Tragedy" veröffentlicht und nun erneut auf "Ekstasis" zu finden ist. Nach einem postapokalyptischen Gutenachtlied klingend, schwingt sich "Moni, Mon Amour" zu einem der grandiosen Highlights dieser Platte auf. Die deutliche Aussage "This Is Ekstasis" schließt das Album und zeigt erneut wie Klassik und LoFi verschmelzen können.
"Ekstasis" ist eines jener musikalischen Experimente, bei dem man dem Künstler danken muss, der den Mut hatte, dieses zu wagen. Denn die breite Masse wird wohl wenig mit diesem Wagnis anfangen können.



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