Freitag, 25. Juli 2014

Album-Vorstellung: Treefight For The Sunlight "Pizza"

Treefight For Sunlight
Als sich Morten Winther Nielsen, Mathias Sørensen, Niels Kirk und Christian Rohde Lindinger 2007 als Band im Norden Dänemarks gründeten, wählten sie mit Treefight For Sunlight gleichsam einen Namen, der die Mentalität des Musikbusiness recht gut zusammenfasst. Immerhin geht es auch im Tonträgergeschäft darum, zwischen all den akustischen Nebenbuhlern bestehen zu können, sich nicht unterkriegen zu lassen und es darüber hinaus zu schaffen, von einer breiten Hörerschaft wahrgenommen zu werden. Es ist ein Kampf ums nackte Überleben, wie ihn auch die Bäume eines Waldes bestreiten müssen, bis sie schließlich groß genug sind, um ebenfalls das Sonnenlicht, über dem Blätterdach ihrer Konkurrenten, zu absorbieren. Mit einer verheißungsvollen Mischung aus Indiepop, Psychedelic und Electronica machten Treefight For Sunlight von sich reden, wurden mit Acts wie MGMT oder Fleet Foxes verglichen, und waren doch in der Lage, einen ganz eigenen Sound zu definieren. Dieser manifestierte sich auf dem Debüt "A Collection of Vibrations for Your Skull". Etwas kürzer, was seinen Titel betrifft, präsentiert sich nun das Zweitwerk "Pizza".

"Pizza"
Nachdem "Pizza" in Skandinavien bereits dankend von den zahlreichen Fans der Truppe entgegengenommen wurde, darf sich nun auch der Rest der Welt über die Veröffentlichung von Treefight For Sunlights neuem Album freuen. Dieses erscheint sowohl in digitaler Form, als auch als farbenfrohe und streng-limitierte Picture-Disc, auf Vinyl gepresst, und enthält insgesamt neun Tracks. Vorab hatten unsere Kollegen von Kultmucke bereits die Ehre, das herrlich unkonventionelle Video zum Song "Come Closer" uraufzuführen, welches sich als wunderbarer Vorgeschmack für "Pizza" erwies und die Vorfreude unserer Redaktion auf die Scheibe ins Unermessliche stiegen ließ. Als dann ein Paket aus Kopenhagen eintraf, war das tatsächlich, als hätte da gerade der Pizzabote an der Tür geläutet und die lang ersehnte Mahlzeit vorbeigebracht. Schnell rissen wir den viereckigen Karton auf und fanden darin eine bunt-belegte Scheibe. Ab ging es damit auf den Plattenspieler. Während uns das Wasser im Mund, nein, in den Ohren, nein, an den Fingern... ach egal - während wir also der Nadel dabei zuschauten, wie sie sich langsam in die Spurrillen des schwarzen Goldes vergrub, ertönten bereits die ersten Takte des Intros "Womb Zomb". Mysteriös, fern und verwaschen. Es galt, in eine fremdartige Welt abzutauchen. Und das taten wir nur allzu gern. Treefight For Sunlight besitzen nämlich das große Talent, das Hier und Jetzt komplett vergessen zu machen und den Hörer in ein akustisches Paralleluniversum zu schicken, in dem ganz eigene Regeln gelten. "Somewhere In The Future" beispielsweise verbindet interessante Spielereien, wie an Indianerchöre erinnernde Gesangspassagen, mit blitzenden Synthie-Texturen - und das noch wesentlich ausgereifter und filigraner als bei dem von uns schon hochgelobten "Zaba" der Glass Animals. Ihre ganz persönliche Hommage an Michael Jackson sehen Treefight For Sunlight in dem schwitzig verträumten "Thought Walker", wohingegen sich "Memory Meeting" einem skurrilen Mikrokosmos widmet, in dem kleine Wesen durch die Augen schlafender Menschen kriechen, um deren Träume zu gestalten. Fantasievoll. Im weiteren Verlauf gibt es massive Trommeln bei "A Laugh On The Epitah", auditive Seifenblasen bei "Walking", tanztaugliche Beats bei "Come Closer" und psychedelische Klangteppiche bei "Blueberry Paste". Immer wieder wechseln sich dabei auch die Stimmen der beiden Sänger Morten und Christian ab, wodurch "Pizza", auch auf gesanglicher Ebene, durch eine ungeheure Bandbreite begeistern kann. Das finale "Someone Else" schließt dann, recht gediegen und sanft, ein mehr als großartiges Album, das wir euch wirklich ans Herz legen wollen.



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